Camper wiegen!

Interessiert ihr euch für eine Trockentrenntoilette? Wir haben selber seit einigen Jahren eine Kompost-Trenntoilette im Einsatz und haben davor mit verschiedenen anderen Trennkonzepten experimentiert. In diesem Artikel möchte ich euch die Erfahrungen aus dieser Zeit weitergeben und euch Entscheidungshilfen bieten, welche Toilette die passende für euren Einsatzzweck ist.

Natürlich ist so ein Erfahrungsbericht immer subjektiv – jeder hat andere Präferenzen und ein unterschiedlich sensibles Näschen, was bei diesem Thema ja nicht ganz unwesentlich ist. Trotzdem hoffe ich, euch ein paar Informationen und Überlegungen mitgeben zu können, die über die Versprechungen der diversen Hersteller hinausgehen.

Trockentrenntoilette ist nicht gleich Trockentrenntoilette – es gibt verschiedene Konzepte, die unterschiedliche Vor- und Nachteile haben und sich für verschiedene Einbausituationen und Einsatzzwecke eignen. Allen Trenntoiletten ist, wie der Name schon sagt, die Trennung des Festen vom Flüssigen gemein. Der Unterschied liegt darin, was mit dem Festen passiert, nachdem es erstmal in der Toilette gelandet ist.

Das Mantra vieler Hersteller und Werbeträger in diesem Bereich ist, dass das Trennen von Fest und Flüssig den unangenehmen Geruch der Exkremente verhindert. Das stimmt so einfach definitiv nicht. Probiert es mal zu Hause aus, wenn ihr daran zweifelt: einfach mal zwei, drei Tage lang das Feste mit etwas Katzenstreu oder ähnlichem in einem Eimer sammeln und stehen lassen…

Was stimmt, ist, dass dieser spezielle “kloakige” Geruch, der beim Vermischen von Fest und Flüssig entsteht, bei der Trenntoilette nicht auftritt. Aber der feste Anteil alleine riecht ja nunmal für sich schon unangenehm.

Die Frage ist also: was passiert mit dem nun getrennten Feststoffanteil? Hier gibt es im Wesentlichen drei Strategien:

  1. Man versucht dem Geruch mit Streu und ggf. einem Deckel Einhalt zu gebieten.
  2. Der Feststoffbehälter wird elektrisch entlüftet, damit der Geruch nach draußen statt nach drinnen zieht und der Inhalt austrocknen kann.
  3. Die Feststoffe werden in einer Basis aus Kokosfasererde verkompostiert, regelmäßiges Umwälzen und Entlüftung vorausgesetzt.

Trockentrenntoilette ohne Entlüftung

Eine Trockentrenntoilette ohne Entlüftung ist meiner Erfahrung nach für das große Geschäft nur für den gelegentlichen Einsatz als "Notklo" zu gebrauchen. Und das kann ja auch schon viel wert sein: für das kleine Geschäft kann die Toilette problemlos auch dauerhaft verwendet werden, und sollte es dann mal unvorgesehen besonders drücken, kann man auch das große Geschäft darauf verrichten.

Der Haken daran ist, das der feste Anteil in einem Eimer mit Beutel unangenehm riecht und auch nicht austrockent. Daran ändert auch Streu nur begrenzt viel. Verschließt man den Eimer mit einem Deckel, ist das Problem zwar vorübergehend aus der Welt geschafft, aber die böse Überraschung kommt spätestens, wenn man ihn wieder öffnet.

Also läuft es darauf hinaus, dass der Beutel mit dem großen Geschäft eher früher als später entsorgt werden will. Doch wohin mit der kleinen Stinkbombe? Auch ein zugeknoteter Plastikbeutel hält den Geruch nicht vollständig zurück, wenn er dann erstmal ein oder zwei Tage alt ist. Als wir mit so einer Toilette unterwegs waren, sind wir öfters in die Situation gekommen, dass uns kein Mülleimer begegnet ist, in dem wir das riechende Beutelchen guten Gewissens entsorgen wollten.

Eine Alternativstrategie, von der mir neulich berichtet wurde, ist die Verwendung von biologisch abbaubaren Beuteln, die dann sofort nach der Benutzung irgendwo in den Büschen, hoffentlich fernab der Zivilisation, entsorgt werden. Ich denke, dass das aber auch keine gute Idee ist, da diese abbaubaren Beutel sich nur unter Deponiebedingungen (Druck/Wärme) einigermaßen schnell auflösen – ich hätte da kein gutes Gefühl dabei.

Trotzdem kann so eine einfach Trenntoilette ein echter Gewinn sein, wenn man sonst ganz ohne oder mit einer Chemietoilette unterwegs war, die auch nur sporadisch für das große Geschäft genutzt wurde.

Trockentrenntoilette mit Entlüftung

Wird der Feststoffbehälter dauerhaft nach draußen entlüftet, eignet sich dieses Konzept durchaus für den Einsatz als “richtige” Toilette mit regelmäßiger Nutzung. Der Luftstrom verhindert, dass unangenehme Gerüche aus der Toilette in den Innenraum ziehen, und sorgt auch dafür, dass der Inhalt mit der Zeit – wenn auch langsam – austrocknet.

Das Problem mit der Entlüftung ist, dass die Abluft natürlich auch nicht sonderlich angenehm riecht. Wird diese seitlich oder unter das Fahrzeug abgeführt, kann es draußen immer wieder unangenehm riechen, je nachdem wie der Wind gerade steht (oder der Nachbar bekommt es ab...).

Ich selber hatte diese Variante nur als Versuchsklo im heimischen Badezimmer im Einsatz. In unseren Bus hat sie nie Einzug gehalten, weil wir dort aufgrund der Einbausituation nur nach unten heraus entlüften können. Kann man die Abluft über das Dach nach außen führen, funktioniert das ganze gleich viel besser, weil der Geruch in der Regel um das Fahrzeug herum nicht mehr wahrzunehmen ist.

Alternativ zur Abluft über das Dach scheint es auch gut zu funktionieren, die Abluft durch einen großen Aktivkohlefilter zu ziehen, bevor sie dann z.B. nach unten aus dem Fahrzeug entweicht. Das ist natürlich mit höherem Aufwand verbunden und, soweit mir bekannt ist, auch nur als Eigenanfertigung machbar (siehe z.B. dieLösung von Michael von “wirsehenunsunterwegs”).

Der große Vorteil an einer einfachen Trockentrenntoilette mit Abluft nach draußen ist, dass sie sehr pflegeleicht ist und auch längere Zeit benutzt werden kann, ohne dass man sich groß darum kümmern muss. Natürlich gilt wie bei allen Trennkonzepten: die strike Trennung von Fest und Flüssig ist sehr wichtig, sonst wird es schnell unangenehm.

Trockentrenntoilette mit Kompostierung

Diese Variante ist die komplexeste Form der Trenntoilette und auf jeden Fall aufwendiger in der Benutzung und Pflege als die einfache Form mit Entlüftung. Der Vorteil ist aber, dass der Kompost die Gerüche der Feststoffe schnell einschließt und die Entlüftung auch gut unter das Auto erfolgen kann, ohne draußen Stinkwölkchen zu verbreiten (rechtzeitige Leerung vorausgesetzt).

Wir haben seit längerem eine Komposttoilette in unserem eigenen Bus im Einsatz und benutzen sie dort als vollwertige Toilette. Für uns funktioniert das sehr gut, aber es ist keine “Draufsetzen und Vergessen”-Toilette. Der Kompost muss nicht nur nach jedem Geschäft mit der im Feststoffbehälter verbauten Kurbel durchgemischt werden – man muss auch den Zustand des Komposts im Auge behalten.

Wenn wir bei kälteren Temperaturen unterwegs sind, können wir die Toilette zu zweit ca. sieben Tage benutzen, bevor der Kompost anfängt zu fest zu werden. Bei niedrigen Temperaturen sind die Kompostbakterien einfach weniger aktiv. Man merkt die Sättigung im Feststoffbehälter daran, dass das Material fester und klebriger wird und es nicht mehr so leicht ist, den Kompost umzuwälzen.

Bei warmen Temperaturen im Sommer dagegen haben wir die Toilette zu zweit auch schon vier Wochen benutzt – die Umgebungsbedingungen machen einen riesigen Unterschied. Der Feststoffbehälter ist die ganze zeit warm und die Bakteriern sind eifrig am Arbeiten. Dann wird der Kompost nicht so schnell zu fest, aber man merkt irgendwann, dass er seinen erdigen Geruch verliert und in etwas unangenehmes kippt.

Wie lange der Feststoffbehälter durchhält, hängt an einer Reihe von Faktoren: neben der Temperatur spielt zum Beispiel auch die Häufigkeit der Benutztung eine Rolle. Wenn wir die Toilette immer wieder für z.B. ein Wochenende benutzen, hält der Kompost in Summe länger durch, als wenn wir ihn jeden Tag am Stück genutzt hätten. Die Pausen geben den Bakterien Zeit, den Kompostvorgang voranzubringen und somit neue Kapazität zu schaffen.

Ein anderer, wesentlicher Faktor ist natürlich auch die Größe des Feststoffbehälters. Aufgrund der Platzverhältnisse ist unserer recht klein, wir fangen mit ca. 6L Kokosfasererde als Ausgangsmaterial an. Je größer die Kapazität des Behälters, desto besser ist das Verhältnis aus Basismaterial und den eingebrachten Feststoffen, und desto länger hält der Kompost durch, bis eine Sättigung eintritt.

Wenn es dann Zeit für einen Wechsel ist, wird der alte Inhalt größtenteils entleert, und neue Kokosfasererde angesetzt. Dabei muss man dann die richtige Menge und das richtige Verhältnis aus dem trockenen Kokosziegel und Wasser treffen, damit der Eimer nicht zu voll und nicht zu feucht wird. All das sind Erfahrungswerte, die man mit der Zeit sammelt. Hat man den Dreh aber erst einmal heraus, funktioniert das Prinzip aber ganz hervorragend.

Ein Nachteil bei den Komposttoiletten ist, dass die auf dem Markt erhältlichen Modelle meist keine Schönheiten sind und sich auch oft nicht zum Einbau in Grundrisse eignen, wo z.B. kein extra “Badezimmer” zur Verfügung steht. Unsere eigene Toilette ist deshalb (abgesehen vom Trenneinsatz von Kildwick) ein kompletter Eigenbau.

‍Wenn die Entlüftung zur Belüftung wird

Bei jeder Form von Entlüftung nach draußen, sei es bei der einfachen Trenntoilette oder der Komposttoilette, kann es während der Fahrt zu Geruchsproblemen kommen.

Der Lüfter der Toilette sorgt im Stand dafür, dass ein sanfter Luftstrom aus dem Innenraum durch die Toilette nach draußen gezogen wird. Während der Fahrt können jedoch zwei Probleme auftreten:

  1. Am Luftauslass bildet sich ein Überdruck der die Luft von draußen durch die Toilette durch zurück nach innen drückt.
  2. Durch ein geöffnetes Fenster entsteht ein Sog nach draußen, der die Luft durch die Entlüftung der Toilette in den Innenraum zieht.

Beides passiert nicht immer, und besonders das erste Problem hängt natürlich auch mit der Lage des Luftauslasses zusammen. In jedem Fall ist aber der kleine Lüfter in der Toilette zu schwach, um den umgekehrten Luftstrom zu verhindern.

Wie schon bei der Entlüftung nach draußen, ist der Geruch bei der Komposttoilette weniger unangenehm als bei der reinen Trenntoilette, kann einem aber auch auf die Nerven gehen. Es kann also sinnvoll sein, nach der Toilette ein Absperrventil zu integrieren, dass man bei der Fahrt schließen kann.

Was passiert mit dem Flüssigen?

Egal welches Trennkonzept man verwendet, der flüssige Anteil wird einfach in einem Kanister gesammelt und regelmäßig entsorgt – sei es in einer Toilette oder einfach in der Natur, wenn man etwas abseits unterwegs ist. Wir nutzen nach dem Entsorgen immer eine Sprühflasche mit relativ hoch konzentriertem Essigwasser und sprühen den Kanister einmal aus.

Interessanterweise verhält sich das Flüssige im Kanister ganz anders als das Feste: man muss schon absichtlich daran riechen, damit der Geruch aus dem Kanister wahrnehmbar ist. Ansonsten merkt man davon meiner Erfahrung nach gar nichts.

Fazit

Wenn die Einbausituation es erlaubt, und die Toilette nicht nur für den gelegentlichen “Noteinsatz” verwendet werden soll, würde ich immer eine Trenntoilette mit Entlüftung nach oben oder eine Komposttoilette empfehlen. Wenn das nicht geht, oder man auf Reisen nur gelegentlich an Orten steht, wo keine Toilette vorhanden ist, dann ist auch eine einfache Trenntoilette ohne Entlüftung schon ein Gewinn.

Wenn man viel abseits von Campingplätzen reist, ist fast jede nicht-Chemietoilette besser als keine Toilette. Eine funktionierende Toilette, besonders auch für das große Geschäft, eröffnet einem neue Freiheiten – Schluss ist mit der Suche nach einem Plätzchen, wo man mit dem Klappspaten mehr als ein paar Centimeter tief in den Boden kommt, und dann doch mit einem schlechten Gewissen von Dannen zieht…